Lange glaubte man, dass aufgrund der Ernährung Jäger und Sammler nicht von Karies betroffen gewesen seien. Aus dem Mittelpaläolithikum Europas und Westasiens, also der Zeit der Neandertaler, sind kaum Fälle von Karies bekannt, wenn, dann als Folge einer ernährungsbedingten Schmelzfraktur.Doch im September 2013 wurden Ergebnisse von Untersuchungen an 52 Skeletten in der Grotte des Pigeons im Osten Marokkos von vor 15.000 bis 13.700 Jahren veröffentlicht, wonach belegt ist, dass diese Jäger und Sammler bereits unter Karies litten. Dies steht im Gegensatz zur bisherigen Annahme, dass diese Zahnkrankheit erst durch den Genuss von Kohlenhydraten aus der Getreideproduktion aufkam, also erst in der Jungsteinzeit (Neolithikum). Anscheinend geht dies auf Eicheln der Steineiche, Pinienkerne der See-Kiefer und Pistazien der Terpentin-Pistazie zurück. Angesichts der verbreiteten, wohl rituellen Entfernung der Frontzähne ist es umso überraschender, dass sich keinerlei Hinweise auf die Entfernung von kariösen Zähnen fanden, selbst dann, wenn schmerzhafte Abszesse entstanden waren.
2015 wurde ein kariöser Backenzahn eines 14.000 Jahre alten männlichen Individuums untersucht, dessen Überreste 1988 in der Felshöhle von Riparo Villabruna bei Sovramonte in Norditalien gefunden wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass das Loch im Zahn mit einer sehr kleinen spitzen Steinklinge bearbeitet wurde, um infiziertes Gewebe zu entfernen.Bis dahin kannte man zahnärztliche Behandlungen vor etwa 7500 bis 9000 Jahren im heutigen Pakistan, nachgewiesen anhand von Funden in Mehrgarh (Belutschistan), einer der wichtigsten Fundstellen der Archäologie für eine vorgeschichtliche Siedlungsgruppe in Südasien.Die Bewohner scheinen geschickte Schmuckhersteller gewesen zu sein und wandten ihre Fähigkeiten auch an, um kleine kariöse Kavitäten mit Steinwerkzeugen zu bohren, wie sie zur Herstellung von Perlenketten verwendet wurden.Die Rekonstruktion der Ursprünge der Zahnheilkunde zeigt, dass die damaligen Behandlungsmethoden anscheinend sehr effektiv waren. Die früheste Zahnfüllung, die aus Bienenwachs gefertigt worden ist, wurde in Slowenien entdeckt und ist etwa 6500 Jahre alt. Ein frakturierter Eckzahn wurde damit wiederhergestellt
Bienenwachsfüllung an einem menschlichen Zahn aus dem Neolithikum
Das rituelle Ausschlagen eines Frontzahns, das sich im zentralen Mittelmeerraum der Jungsteinzeit nachweisen lässt, wurde im 20. Jahrhundert bei einigen nordaustralischen Aborigines als Initiationsritus durchgeführt, Fotografie von 1912